Statement von Christoph Gruber zur Beendigung seiner Karriere als Skirennläufer
Liebe Skifans, Wegbegleiter, Freunde und Bekannte!
Nach langem Überlegen habe ich mich dazu entschlossen, meine aktive Skikarriere zu beenden. Ausschlaggebend für diesen Entschluss war letztendlich meine Verletzung, die ich beim Einfahren für die Abfahrt in Wengen am 16. Jänner erlitten habe. Ich habe mir dabei eine Fisur des Schienbeinkopfes, einen Kreuzbandeinriss, eine Meniskusquetschung und eine Knochenprellung im linken Knie zugezogen – die Saison war damit für mich beendet. Das bedeutete auch, dass ich keine Möglichkeit mehr hatte, meine bis dahin nicht nach Wunsch gelaufene Saison nochmals in eine positive Richtung zu lenken. Nachdem ich zu diesem Zeitpunkt schon mehr als vier Rennen pro Disziplin in der laufenden Saison absolviert hatte, konnte ich auch den Verletztenstatus nicht mehr beantragen, der mich davor bewahrt hätte, in den Startlisten weiter nach hinten zu rutschen. Genau das ist nun aber passiert, ich bin mittlerweile nur noch an 65. Stelle in der Abfahrt und an …. Stelle im Super G. Der Weg zurück an die Weltspitze wäre für mich in der nächsten Saison daher nur über FIS und Europacup-Rennen möglich, das heißt im Klartext: ich bin wieder da, wo ich ganz zu Beginn meiner Karriere war. In den letzten Wochen musste ich feststellen, dass ich die Kraft und die Motivation leider nicht mehr aufbringen kann, diesen Weg mit 34 Jahren noch einmal zu gehen.
Rückblickend auf meine Karriere kann ich eine zufrieden stellende Bilanz ziehen: 1995 gewann ich bei den Juniorenweltmeisterschaften in Norwegen den Riesentorlauf und die Kombination. In der Saison 1998/99 bestritt ich meine ersten Weltcuprennen und schaffte in der selben Saison den Europacup-Gesamtsieg. Fortan war ich ein fixer Bestandteil des österreichischen Ski Weltcup-Teams. 8 Jahre im Nationalkader, 5 Weltcupsiege und weitere 9 Platzierungen am Podium, 2 Olympiateilnahmen (Salt Lake City und Turin), 4 Weltmeisterschaftsteilnahmen (St. Anton, St. Moritz, Are und Val d’Isere) und mitunter sehr knappe Entscheidungen haben meine Karriere geprägt: ein 5. und ein 7. Rang im Riesentorlauf und im Super G in Salt Lake City sowie ein 4. Platz im WM-Super in Are, bei dem ich denkbar knapp um eine Hundertstel Sekunde die Medaille verpasst habe. Dennoch - ich blicke nicht mit Wehmut zurück sondern bin dankbar, dass ich über so viele Jahre um Siege an der Weltcupspitze mitkämpfen konnte. Dankbar bin ich auch für viele wertvolle Erfahrungen, die ich in dieser Zeit sammeln konnte und die mich auch menschlich sehr geprägt haben.
So ist für mich nun der Zeitpunkt gekommen, meine Karriere als Spitzensportler hinter mir zu lassen und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Die ersten Weichen dafür habe ich bereits gestellt und damit begonnen, einen lang gehegten Traum umzusetzen: die Ausbildung zum Piloten. Im März startete ich mit der Ausbildung, die mir großen Spaß macht und die ich voraussichtlich im Herbst mit dem Privatpilotenschein abschließen möchte. Danach entscheide ich, ob ich die Ausbildung bis zum Linienpiloten fortführen werde.
Ich möchte die Gelegenheit noch nutzen, mich bei den zahlreichen Wegbegleitern zu bedanken, die mich auf den verschiedenen Abschnitten meiner Karriere, von der Jugend bis zum heutigen Zeitpunkt, unterstützt haben. Auch den vielen Skifans in Österreich und darüber hinaus möchte ich Danke sagen – für das Daumenhalten, die Glückwünsche und vor allem auch für den motivierenden Zuspruch in Zeiten, in denen es nicht so gelaufen ist für mich. Meine Homepage wird vorerst weiter bestehen bleiben und euch über die weiteren Entwicklungen informieren.
Mit besten Grüßen,
Grubi